Stromtarif mit schwankenden Preisen Dynamische Stromtarife: Infos, Erfahrungen, Anbieter & Kosten

Stromkunden zahlen in der Regel einen festen Preis pro Kilowattstunde. Dieser Preis unterscheidet sich von den tatsächlichen Strompreisen an der Börse. Mit einem dynamischen Stromtarif bezieht man Strom zu unterschiedlichen Preisen, die sich an die Börsenstrompreise orientieren. In diesem Artikel erläutern wir, wie dynamische Stromtarife funktionieren und wann sich diese lohnen.

Stromtarife können sich dynamisch verändern

Dynamische Stromtarife - Das Wichtigste in Kürze

Bei dynamischen Stromtarifen werden zeitliche Strompreisschwankungen an den Kunden weitergegeben. 

  • Funktionsweise: Anstatt einen fixen Preis pro Kilowattstunde zu bezahlen, zahlt man den aktuellen Börsenstrompreis.
  • Voraussetzungen: Ein dynamischer Tarif ist nur mit intelligenten Zählern inklusive einem Kommunikationsmodul möglich.
  • Vorteile: Geringere Stromkosten möglich, Entlastung des Stromnetzes, monatlich kündbar.

Was ist ein dynamischer Stromtarif?

Bei einem dynamischen Stromtarif gibt es keinen festen Preis für jeden verbrauchte Kilowattstunde. Stattdessen werden die Schwankungen des Strompreises an den Kunden weitergegeben. Zeitvariable Tarife werden auch als "Time of Use"-Tarife bezeichnet. Einfach ausgedrückt bedeutet dies, dass der Kunde den spezifischen Börsenpreis für den Zeitpunkt zahlt, in der er Strom verbraucht.

Dynamische Stromtarife nutzen flexible Preise zum Vorteil der Kunden. Die Kunden können von den niedrigeren Strompreisen profitieren, indem sie Strom verbrauchen, wenn die Preise niedrig sind.

Unterschied zwischen variable und dynamische Stromtarife

Dynamische Stromtarife sind sehr flexibel und spiegeln den tatsächlichen Strompreis genau wider. Dabei gilt es zwischen dynamischen und Stromtarife zu unterscheiden.

  1. Lastvariable Tarife: Diese Tarife sind für steuerbare Wärmepumpen und Ladestationen für E-Autos erhältlich. Steuerbar bedeutet, dass der Netzbetreiber die Stromzufuhr über einen Schalter anpassen kann. Dies geschieht innerhalb bestimmter Zeitfenster und führt zu niedrigeren Netzentgelten. Ein lastvariabler Tarif setzt voraus, dass das Gerät über einen eigenen Stromzähler verfügt.
  2. Zeitvariable Tarife mit NT- und HT-Zeiten: Die Strompreise variieren je nach Tageszeit, mit einem niedrigeren Preis (NT-Tarif) in der Nacht und einem höheren Preis (HT-Tarif) am Tag. Zeitvariable Tarife werden seit den 1960er Jahren für Nachtspeicherheizungen verwendet. Für diese Art von Tarifen ist ein Zweitarifzähler erforderlich.
  3. Zeitvariable Tarife ohne festgelegte Zeiten: Bei diesen Tarifen bestimmt der Strommarkt die günstigeren Preisstunden. Sie werden nicht im Tarif vorgeschrieben. Einige Tarife haben einen Preiskorridor, während andere einen monatlichen Durchschnittswert berechnen. Die Versorger verlangen für diese Tarife möglicherweise einen intelligenten Stromzähler, aber einige können auch mit einem einfachen Zähler genutzt werden.

Wie funktionieren dynamische Stromtarife?

Damit man versteht, wie dynamische Stromtarife funktionieren, muss man vorerst die Zusammensetzung des Strompreises verstehen.

Bestandteile des Strompreises

Der Strompreis für Endkunden setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen.

  • Steuern, Abgaben und Zuschläge machen im Jahr 2022 etwa 51% des Preises aus und können nicht verändert werden.
  • 49% des Preises entfallen auf Beschaffung, Vertrieb und Margen. Darin enthalten sind sowohl die Kosten und Gewinne des Stromversorgers als auch der Einkaufspreis an der Börse.

Die Kosten und Gewinne des Versorgers sind zwar bis zu einem gewissen Grad beeinflussbar, bleiben aber relativ fix. Die variable Komponente ist der Börsenpreis für Strom, an den ein dynamischer Stromtarif gekoppelt ist.

Börsenstrompreis

In Deutschland werden 75 % des Stroms außerbörslich und nicht an einer Börse gehandelt. Dies bedeutet Direktverkäufe von Verkäufer an Käufer. Die restlichen 25 % werden an einer offiziellen Börse mit festen Regeln gehandelt. Die Epex European Power Exchange in Paris ist für den kurzfristigen Handel in Deutschland zuständig, die EEX in Leipzig für den langfristigen Handel.

Der Strompreis an der Börse richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Derzeit liegt der durchschnittliche Tagespreis zwischen 8 und 10 Cent pro Kilowattstunde. Bei einem Überangebot an Strom aus erneuerbaren Energien können die Preise sogar in den negativen Bereich fallen. Dies geschieht häufig an sonnigen und windigen Tagen oder in der Nacht, wenn die Nachfrage gering ist. Dynamische Stromtarife helfen den Kunden, ihren Verbrauch an diese Preisschwankungen anzupassen und die Stromkosten zu senken.

Unterschied zwischen Day-Ahead- und Intraday-Handel

Der Stromhandel umfasst den Day-Ahead- und den Intraday-Handel. Der Day-Ahead-Handel findet an der EPEX Spot in Paris oder der EXAA in Wien oder an anderen Börsen statt. Gebote für den Folgetag müssen bis 12 Uhr abgegeben werden. Die Auktion findet dann täglich um 12 Uhr mittags statt. Der Intraday-Handel ermöglicht es, noch am selben Tag zu handeln und zu verkaufen und so schnell auf Produktions- oder Nachfrageschwankungen zu reagieren. Seit 2018 wird der Intraday-Handel zwischen europäischen Ländern durch das XBID-System erleichtert.

Voraussetzungen für dynamische Stromtarife

Um dynamische Tarife auf Stundenbasis zu nutzen, benötigt man einen digitalen Stromzähler. Ein analoger Ferraris-Zähler ist dafür nicht ausreichend. Der digitale Zähler muss aufgerüstet werden, damit der Stromanbieter den Verbrauch verschiedenen Zeiten und Preisen zuordnen kann. Für dynamische Tarife wird in der Regel ein intelligenter Zähler mit einem Kommunikationsmodul verwendet. 

Bis 2032 müssen alle Haushalte Ferraris-Zähler durch digitale Messgeräte ersetzen. Diejenigen, die mehr als 6.000 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen, erhalten intelligente Zähler, die Daten über ein Kommunikationsmodul übertragen. Jedoch steht die Beantragung von intelligenten Stromzähler allen Endkunden zu. Die Kosten sind je nach Verbrauch auf 20 Euro pro Jahr für digitale Zähler und bis zu 50 Euro für intelligente Zähler begrenzt.

Lohnen sich dynamische Stromtarife?

Ein dynamischer Stromtarif lohnt sich meist nur für Endkunden mit hohem Stromverbrauch. Durch die Verlagerung des Verbrauchs auf Zeiten mit niedrigen Strompreisen können sie Geld sparen. Dies ist besonders der Fall für Hausbesitzer mit Wärmepumpen und Elektroautos. Denn diese Verbraucher benötigen nachts den meisten Strom, Zeitpunkt zu dem die Börsenstrompreise am geringsten sind.

Laut einer Verivox-Analyse lohnen sich diese Tarife jedoch für die meisten Haushalte aufgrund der starken Preisschwankungen und des Kostenrisikos nicht.

Welche Anbieter von dynamischen Stromtarifen gibt es?

Die bekanntesten Anbieter von dynamischen Tarifen in Deutschland sind Tiber und Octopus Energy. Tibber bietet Tarife mit stündlich wechselnden Preisen an. Octopus Energy bietet Tarife für Elektroautos und Wärmepumpen an, die den Tag in Preiszonen unterteilen. Diese Tarife garantieren einen festen Preis während bestimmter Zeitfenster. Weitere Anbieter sind Rabot Charge, E.ON, Eprimo, 1Komma5° und Ostrom.

Wie viel kann ich durch einen variablen Stromtarif sparen?

Grundsätzlich ist es möglich, die Stromkosten um die Hälfte zu reduzieren. Die Einsparungen hängen jedoch vom Verbraucherverhalten und den Verbrauchern ab. Nutzt man nicht die Zeiten, zu denen der Börsenstrompreis am günstigsten ist, können die Stromkosten sogar höher ausfallen.

Dynamische Stromtarife als Teil der Energiewende 

Die deutsche Regierung verpflichtet Stromversorger zum Angebot von dynamischen Stromtarifen. Größere Anbieten müssen dies bereits jetzt tun, während kleinere Versorger dies spätestens ab 2025 tun müssen. Ziel ist es, Haushalte zu ermutigen, Energie zu Zeiten mit geringer Nachfrage zu verbrauchen oder wenn erneuerbare Energien im Überfluss vorhanden sind. Durch die Verlagerung des Verbrauchs können Überlastungen des Stromnetzes während der Energiewende verringert werden. 

Dynamische Stromtarife versus reguläre Stromtarife

Der wesentliche Unterschied zwischen dynamischen und regulären Stromtarifen ist der Strompreis. Wie bereits erwähnt, zahlt man bei normalen Stromtarifen einen fixen Preis pro Kilowattstunde. Bei dynamischen Stromtarifen schwankt dieser Preis.

Dynamische Stromtarife nutzen Strompreisschwankungen, wodurch der Stromverbrauch auf kostengünstigere Zeiten verschoben wird. Es entlastet das Stromnetz und treibt den Ausbau von erneuerbaren Energien voran. Die meisten dynamischen Tarife sind monatlich kündbar.

Anders ist es bei herkömmlichen Stromtarifen, wo die Vertragslaufzeit 12 bis 24 Monate beträgt. Zudem ist keine Preisoptimierung möglich, da der Strom im Voraus an der Börse gekauft wird.

Damit sich dynamische Stromtarife rentieren, ist es notwendig, sich regelmäßig über die Börsenstrompreise zu informieren und den Verbrauch entsprechend zu steuern.

Wie sieht der Stromvertrag eines dynamischen Stromtarifs aus?

Ein Stromvertrag mit dynamischem Tarif ist ähnlich wie ein Vertrag mit festem Tarif. Die maximale Laufzeit beträgt zwei Jahre und die Kündigungsfrist ein Monat. Der Vertrag kann nur auf unbestimmte Zeit verlängert werden. Nach der Erstlaufzeit kann jederzeit mit einer Frist von höchstens einem Monat gekündigt werden.

Für die Abrechnung von variablen Stromtarifen gelten andere Fristen als für Festpreistarife. Die Versorger müssen mindestens alle zwölf Monate eine Rechnung schicken und können kürzere Abrechnungszeiträume wie monatlich, alle drei oder alle sechs Monate anbieten. Die monatlichen Abrechnungsinformationen enthalten alle relevanten Rechnungsdaten, aber keine Zahlungsaufforderung. Die Schlussrechnung muss innerhalb von sechs Wochen nach Ende des Abrechnungszeitraums übermittelt werden, wobei die Frist für monatliche Rechnungen kürzer ist als drei Wochen.

Bei der monatlichen Abrechnung zahlt man für den tatsächlichen Verbrauch und nicht für den geschätzten Verbrauch des ganzen Jahres. Dabei muss man den Zähler nicht selbst ablesen, da der Anbieter die Messwerte anhand des intelligenten Zählers ermitteln kann.

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Stefano Fonseca

Stefano Fonseca ist erfahrener Ingenieur für Energie und Umwelt, der seine Leidenschaft für das Schreiben zum Beruf machte. Seine Leidenschaft sind Photovoltaik und Wärmepumpen Themen. Sein Ziel ist es, technische Informationen in verständliche Texte zu verwandeln.

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