Experten Tipps für ein sicheres WLAN einfach erklärt Sicheres WLAN fürs Smart Home einrichten – so geht‘s

Wenn im Sommer die Heizung anspringt, der Mähroboter die Arbeit einstellt und das Bankkonto plötzlich tiefrote Zahlen aufweist, kann es sein, dass sich ein Hacker über ein Smart Home-Gerät Zugriff auf den Computer verschafft hat und Identitätsdiebstahl beging. Damit es erst gar nicht soweit kommt, erklären wir anhand der FRITZ!Box exemplarisch, wie Nutzer ihr WLAN fürs Smart Home sicher einrichten können, ohne vorher ein Informatikstudium abgeschlossen zu haben. Aber auch einen universellen zweiten wichtigen Punkt für mehr WLAN-Sicherheit im Smart Home lassen wir nicht außer acht und geben praktische Hilfestellung.

Wer sein Smart Home WLAN richtig absichert, kann lächelnd in die Zukunft blicken

Smart Home vor Hackern schützen – warum es so wichtig ist

Wer sich einmal mit dem Smart Home-Fieber angesteckt hat, wird es so schnell nicht mehr los. Intelligente WLAN-Steckdosen steuern angeschlossene Geräte wie TV-Geräte oder Lüfter, der Mähroboter lässt sich per Smartphone zu seiner Ladestation zurückbeordern und Alexa ist stets in Rufreichweite und wartet darauf, ihrem Nutzer dienlich zu sein.

Die Einrichtung smarter WLAN-Geräte erfolgt meist ohne große technische Absicherung. Viele WLAN-Steckdosen lassen sich mittlerweile per WPS-Funktion automatisch mit dem Router verbinden. Ob der Hersteller dabei eine verschlüsselte Datenkommunikation berücksichtigt hat? In den meisten Fällen ist dies der Fall, doch viele Anwender informieren sich nicht unbedingt vor dem Kauf. Verständlich, denn um eine Stehlampe per intelligenter Steckdose zu schalten, will sich der normale Bürger nicht unbedingt mit Verschlüsselungsprotokollen auseinandersetzen.

Doch ungesicherte Verbindungen können Hackern das Tor zum Heimnetzwerk öffnen, und damit auch zum Computer, auf dem sich Bankdaten oder andere persönliche Informationen befinden. Informationen, die sich bestens für einen Identitätsdiebstahl eignen und den damit verbundenen Missbrauch Tür und Tor öffnen.

Der wichtigste Tipp für ein sicheres Smart Home WLAN

IT-Profis und Informatiker sind im Vorteil, sie kennen sich mit Portbelegungen und Mac-Adressen aus, bei normalen Verbrauchern ruft bereits das Vokabular Abwehrreaktionen hervor. Zur Aufklärung: Ein Port bezeichnet in unserem Fall keine Schiffanlegestelle, sondern einen Steckplatz am Router, über den Daten verschickt werden, eine Mac-Adresse ist eine Zahlenfolge, über die der Router ein verbundenes Gerät erkennen kann. Ganz ohne technische Begriffe geht es leider nicht, trotzdem lässt sich schon mit wenigen Schritten die WLAN-Sicherheit fürs Smart Home enorm erhöhen.

Der Weg zum sicheren Smart Home WLAN führt über das Passwort

Klingt banal, ist aber immer noch das kritischste und am einfachsten zu bewältigende Element für mehr WLAN-Sicherheit: ein Passwort, dass Kriminelle nur schwer knacken können. Gemeint ist hier das WLAN-Passwort und die Passwörter für die verschiedenen Apps der Smart Home-Geräte. Folgende Sicherheits-Tipps sollten Nutzer unbedingt berücksichtigen:

  • Das WLAN, in dem sich die Smart Home-Geräte befinden sollte mit einer starken WPA2-Verschlüsselung verfügen. WEP gilt als veraltet und sollte nicht mehr genutzt werden.
  • Netzwerkschlüssel wechseln. Der Netzwerkschlüssel ist das vom Router vorgegebene Passwort. Dieses sollte durch ein sicheres Passwort ersetzt werden. Da der Netzwerkschlüssel besonders wichtig ist, sollte hier ein möglichst langes Passwort vergeben werden, das gerne auch 20 Zeichen lang sein kann. Mindestens aber 8 Zeichen.
  • Sind verschiedene Apps für die im WLAN eingebundenen Smart Home-Geräte in Verwendung, sollten Sie für jede App ein eigenes Passwort vergeben.

Das perfekte Passwort für ein sicheres Smart Home WLAN-Netzwerk

Egal, um welches Passwort es sich handelt - es sollte immer einzigartig und mindestens 8 Zeichen lang sein

 

Das Passwort für ein sicheres Smart Home WLAN-Netzwerk sollte folgende Merkmale aufweisen:

  • Länge von mindestens 8 Zeichen. Je wichtiger das Passwort ist, desto länger sollte es sein
  • Verwendung von Zahlen, Groß- und Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen
  • Einfache Passwörter wie „Passwort1234“ vermeiden, ebenfalls keine Namen von Familienmitgliedern, Haustieren oder Geburtstagsdaten verwenden
  • Nach Möglichkeit sinnfreie Passwörter verwenden wie „Z8(lsT93E#“

Tipp: Die Anzahl der nötigen Passwörter steigt oft mit der Anzahl der genutzten Online-Services oder Smart Home-Geräte, die über eine eigene App verfügen. Deshalb bietet es sich an einen Passwort-Manager wie LastPass zu verwenden, der Passwort-Manager 2019 Testsieger der Fachredaktion CHIP wurde (Stand: 02/2019). LastPass ist in der Basisversion kostenlos, die Premium-Version bietet mehr Funktionen und wurde von Stiftung Warentest als „empfehlenswert“ und der Note „sehr gut“ (1,5) für das Sicherheitskonzept geadelt (Stand: 10/2017).

WLAN-Gästenetz - das Smart Home WLAN vom Heimnetzwerk getrennt betreiben

Hat man die Passwörter für seine Smart Home Apps wie Amazon Alexa, Google Assistant, Philips Hue oder andere Programme nach den oben beschriebenen Kriterien geändert, ist schon sehr viel gewonnen. Im zweiten Schritt kann man nun das Smart Home WLAN-Netzwerk vom Heimnetzwerk trennen. Gelingt einem Hacker nun trotz sicherem Passwort der Zugriff auf ein Smart Home-Gerät, kann er zwar dieses Gerät manipulieren, aber nicht auf den Computer zugreifen, da sich dieser nun in einem anderen Netzwerk befindet.

Dazu eine kurze Begriffsdefinition für alle Nicht-Techniker:

  • WLAN Heimnetzwerk: Als Heimnetzwerk bezeichnen wir in unserem Ratgeber das normale Internet-Netzwerk, mit dem der Computer drahtlos mit dem Router und über diesen mit dem Internet verbunden ist. Geräte im WLAN Heimnetzwerk können auch untereinander kommunizieren.
  • Smart Home WLAN-Netzwerk: Das Smart Home WLAN-Netzwerk ist das Netzwerk, über das sich zukünftig alle Smart Home-Geräte mit dem Internet und untereinander verbinden sollen.
  • WLAN Gastzugang / Gästenetzwerk: Ein WLAN Gastzugang ist ein vom WLAN Heimnetzwerk abgetrennt funktionierendes Netzwerk, das verbundenen Geräten über den Router zwar Zugriff auf das Internet, aber keinen Zugriff auf den Computer im Heimnetzwerk erlaubt.
  • LAN Gastzugang / Gästenetzwerk: Ein LAN-Gastzugang ist eher selten und erlaubt einem Gerät, das über LAN-Kabel mit dem Router verbunden ist den Zugriff auf das Internet, aber nicht auf den Computer im Heimnetzwerk.

WLAN-Gastzugang für Smart Home-Geräte auf FRITZ!Box einrichten - so geht's

Bei der FRTIZ!Box lässt sich der WLAN-Gastzugang per Klick aktivieren

 

Um ein Gästenetzwerk einzurichten, ist es nötig, sich am Computer per Internet-Browser in die Router-Konfiguration einzuwählen und dort die Option Gastzugang erstellen anzuwählen. Die Internet-Adresse für den Router kann je nach Hersteller variieren, häufig verwendete IP-Adressen dafür sind 192.168.1.1 oder 192.168.0.1 – diese Zahlenfolge in den Browser eingeben, oder ggf. im Router-Handbuch nachschlagen.

Wir zeigen am Beispiel der beliebten FRITZ!Box wie einfach die Einrichtung eines WLAN Gästenetzwerks ist.

  1. Den Internet-Browser öffnen und in der Browser-Zeile „fritz.box“ eingeben
  2. Jetzt am Router anmelden
  3. Oben links auf den Menüpunkt „WLAN“ klicken
  4. Dann im Untermenü den Punkt „Gastzugang“ auswählen
  5. Im rechten Feld die Box „Gastzugang aktiv“ auswählen
  6. Im rechten Feld unten einen Namen für den WLAN-Gastzugang auswählen, z. B. „SmartHomeNetz“ und die WPA2-Verschlüsselung wählen. Danach einen WLAN-Netzwerkschlüssel (Passwort) vergeben

Soll jetzt ein neues Smart Home-Gerät am WLAN angemeldet werden, in der Auswahlliste der WLAN-Netzwerke das WLAN-Gästenetz „SmartHomeNetz“ auswählen. Sind bereits Smart Home-Geräte im Heimnetzwerk angemeldet, müssen diese abgemeldet und im Gästenetz neu angemeldet werden.

LAN-Gastzugang für mehr Sicherheit im Smart Home vor Datendiebstahl

Auch für die LAN-Verbindung lässt sich im FRITZ!Box-Menü ein Gastzugang anlegen

 

Manche Smart Home-Geräte kommen mit eigenem Gateway, das über den heimischen Internet-Router kommuniziert und per LAN-Kabel verbunden wird. Dies trifft zum Beispiel für viele Alarmsysteme zu. Auch hier lässt sich beim FRITZ!Box Router ein Gastzugang einrichten. Die Einrichtung des LAN-Gastzugangs funktioniert dabei wie folgt:

  1. In der Browser-Zeile „fritz.box“ eingeben
  2. Links zum Navigationspunkt „Heimnetz“ navigieren
  3. Auf der rechten Seite unten den Punkt „Gastzugang“ die Wahl „Gastzugang für LAN4 aktiv“ anklicken

Wurde der Gastzugang für LAN 4 aktiviert, ist auf der Rückseite der FRITZ!Box der vierte LAN-Anschluss ab sofort als Gastzugang nutzbar. Die Buchsen sind auf der Rückseite durchnummeriert.

Fazit: Höhere WLAN-Sicherheit fürs Smart Home ist einfach machbar

Unsere Tipps zeigen: Die Sicherheit für das Smart Home via WLAN zu erhöhen, ist einfacher als sich viele vorstellen und erfordert keine großartigen IT-Kenntnisse. Selbst wenn man vor der Router-Konfiguration für den Smart Home WLAN Gastzugang zurückschreckt, lässt sich das WLAN mit der Wahl eines sicheren Passworts sehr gut absichern. Passwort-Manager Werkzeuge wie LastPass machen diese Arbeit mittlerweile spielend einfach, so dass es keine Ausreden mehr gibt, um ein Passwort mehrmals für verschiedene Smart Home-Apps zu verwenden. Wer sein Smart Home sorgfältig plant und den WLAN-Gastzugang für ein sicheres Smart Home nutzt, ist doppelt geschützt.

Weitere Informationen zu Datenschutz und Sicherheit im Smart Home:

Smart Home und Datenschutz – Wanzenfallen gezielt vermeiden
Smart Home-Hersteller und die Sicherheit | 9 Guidelines
Wenn die Alarmanlage zur Sicherheitslücke wird

Mehr Infos und News zum Smart Home

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Ulrich Klein

Alexa-Evangelist und Digital Native. Schrieb vor seinem Start bei home&smart als freier Technikjournalist und Redakteur für verschiedene Verlage und Redaktionen, u.a. T3 (Tomorrow's Technology Today), Süddeutsche Zeitung, connect, Handy Magazin, iBusiness oder magnus.de. Spezialthemen: Smartphones, Mähroboter, Einbruchschutz. 

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