Verbraucher-Sicherheit und Privatsphäre in 2021 2021 wird für Verbraucher-Datenschutz ein kritisches Jahr

Das Jahr 2020 war in vielerlei Hinsicht prägend. So wurden die sozialen und technologischen Umwälzungen durch die Covid-19-Pandemie verstärkt. Aufgrund der globalen Krise waren mehr Menschen als je zuvor online: Aus Unterricht wurde Homeschooling, die Arbeit wurde von zu Hause aus erledigt, das Essen kam vom Lieferdienst und soziale Aktivitäten fanden nur noch per Videokonferenz statt.

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Diese Veränderungen zogen technologische Konsequenzen mit sich: Untersuchungen legen nahe, dass Remote-Mitarbeiter der Ursprung von bis zu 20 Prozent aller Cybersicherheitsvorfälle in Unternehmen waren und Ransomware auf dem Vormarsch ist. Covid-19 und die damit einhergehenden Datenschutz- und Sicherheitsprobleme werden im Jahr 2021 nicht plötzlich verschwinden. Vielmehr könnten sie zu einer noch größeren Bedrohung werden.

Mehr digitale Verfolgung von Verbrauchern

In dem Versuch, die Ausbreitung von Covid-19 zu stoppen, haben zahlreiche Staaten unterschiedliche Lösungen zur Identifizierung und Verfolgung von Personen über Smartphones eingeführt. In Deutschland hatte der Datenschutz bei der Entwicklung der Corona-Warn-App (mehr als 24 Millionen Mal heruntergeladen) zwar einen sehr hohen Stellenwert. Inzwischen stellen Politiker diesen Ansatz aber in Frage. Rufe werden laut, dass die Corona-Warn-App mit weniger Datenschutz effektiver funktionieren würde

Am besorgniserregendsten könnte das wachsende Ökosystem der Bewegungs- und Kontaktverfolgung sein, das über unsere Smartphones betrieben wird. Es besteht die Gefahr, dass die groß angelegte Standortverfolgung per Bluetooth die digitale Überwachung zur Normalität macht. Dieser vorübergehende Eingriff in unsere Privatsphäre könnte sich dauerhaft etablieren und weiterhin andauern, nachdem die Pandemie bereits unter Kontrolle ist. 

Eine derartige invasive Standortverfolgung wird außerhalb des öffentlichen Gesundheitssektors bereits rege genutzt. Einzelhändler setzen beispielsweise auf Bluetooth-Beacons, um die Bewegungen der Kunden in ihren Geschäften zu verfolgen und Profile von ihnen und den Produkten, die ihre Aufmerksamkeit erregen, zu erstellen ­– oft ohne das Wissen oder die Zustimmung der Person.

Als "hygienisch" bezeichnete, kontaktlose Technologien bedrohen die Privatsphäre

Durch Covid-19 ist allen bewusst geworden, dass physische Berührungen mit der Verbreitung von Krankheiten durch Oberflächenkontamination einhergehen. Das kontaktlose Kundenerlebnis ist in vielen Branchen zu einem vorrangigen Ziel geworden. So implementieren Unternehmen berührungslose Lösungen wie Predictive Touch und Technologien zur Bewegungserkennung.

Zu den offensichtlichen Beispielen für diese kontaktlosen Lösungen zählen Park-Apps, die ihr Geschäftsmodell um Covid-19 und sogenannte Hygienelösungen herum aufgebaut haben. Ihr Kernargument: Vertraut man seine Privatsphäre einer Park-App auf dem Smartphone an, kann man sich vor Keimen an Parkscheinautomaten schützen. Obgleich diese Apps für Verbraucher eine Art Schutzschild gegen die Übertragung von Viren darstellen, sind sie ein Risiko für die Privatsphäre. Letztlich bieten diese Unternehmen eine Lösung an, die nicht sicherer ist als Handschuhe, Desinfektionsmittel und Händewaschen ­– die jedoch zusätzlich die Gefahr der Überwachung birgt.

In vielen Städten der USA ist beispielsweise die App "Passport Parking" im Einsatz. Diese steht jedoch in der Kritik wegen der zu lockeren Datenschutzrichtlinien und der möglichen Weitergabe von Daten an andere Länder ohne Zustimmung der Nutzer. Werden zusätzlich der Bewegungsverlauf und der genaue Standort durch die App verfolgt, ist die Bedrohung der Privatsphäre offensichtlich.

Die Verbreitung derartiger Tracking-Technologien, die im Namen der Hygiene eingesetzt werden, wird in diesem Jahr weiter zunehmen und damit langfristig die Privatsphäre der Verbraucher gefährden. 

Bedrohung für Verschlüsselungstechnologien

EU-Gesetzgeber erwägen, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung durch eine Hintertür zu untergraben. Anders ausgedrückt: Es ist unmöglich, damit nur Kriminelle ins Visier zu nehmen, ohne die Privatsphäre aller zu bedrohen. Die Existenz einer Hintertür reicht aus, um den Schutz einer Verschlüsselung zu schwächen und Angriffspunkte für Hacker, Cyberkriminelle und Geheimdienste zu schaffen. 

Gerade jetzt, wo durch die Covid-19-Pandemie fast jeder Aspekt unseres Lebens online stattfindet, ist die Integrität und Stärke der Verschlüsselung umso wichtiger. Die Arbeit im Homeoffice ist zur Norm geworden, Online-Shopping beliebter denn je und Videoanrufe sind die primäre Art der Kommunikation. All dies können wir nur dank einer zuverlässigen und vertrauenswürdigen Verschlüsselung sicher erledigen. Jeder Versuch, dieses kryptografische Fundament zu schwächen, wird enorme Auswirkungen auf unser tägliches Leben haben. 

Regierungen in Europa und überall auf der Welt versuchen, mehr Kontrolle über die Technologien auszuüben. Gerade in Anbetracht der Pandemie und ihrer Folgen ist es ist unsere Pflicht, Datenschutz und Sicherheit hochzuhalten, damit 2021 ein besseres Jahr werden kann.

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Sean O'Brien ist Forschungsleiter am Digital Security Lab, einer Initiative des führenden Datenschutz- und Sicherheitsunternehmens ExpressVPN. Als Leiter des ExpressVPN Digital Security Lab bekämpft er mit Hilfe gezielter Forschung reale Bedrohungen der Privatsphäre, der Sicherheit und des Informationszugangs im Internet.

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