Martin Öller, CEO und Gründer von Loxone „Beim Smart Home geht es nicht um Trends“

Die Philosophie des österreichischen Unternehmens ist: Komfort durch intelligente Technik, soweit sie einen Mehrwert bringt. Ein komplett automatisiertes Haus, in dem jedes Gerät vernetzt ist war nie die Motivation von Loxone. Stattdessen soll das Komplettpaket ein Zuhause bieten, das im Hintergrund mit- und vorausdenkt, unauffällig unterstützt. Ein Leben mit Autopilot eben. CEO und Mitgründer Martin Öller sprach mit home&smart über das Erfolgsrezept des Unternehmens, teilte seine Einschätzung zum Smart Home-Markt und zu digitalen Assistenten - und beantwortete die wichtigste Frage: Wieviel Geld muss man in die Hand nehmen, um ein Loxone Smart Home einzurichten?

CEO und Mitgründer von Loxone Martin Öller mit dem Miniserver, dem Herzstück von Loxone Smart Home

Es ist 2008, Martin Öller führt ein IT-Unternehmen für Softwareentwicklungen und Onlineanwendungen. Sein zukünftiger Geschäftspartner Thomas Moser hat gerade seine Anteile an ekey verkauft, einem Unternehmen, das Fingerprint-Zutrittssysteme entwickelt. Beide beschäftigten sich privat mit dem Thema Hausbau und Hausautomation. Daraus entsteht eine Geschäftsidee – 2009 startet Loxone mit drei Personen in einem Abrissgebäude im Österreichischen Kollerschlag. Heute arbeiten ca. 85 Personen im neu gebauten Basecamp, das Unternehmen ist in 99 Ländern vertreten und hat mehr als 50.000 Bauvorhaben mit den technischen Voraussetzungen zur smarten Hausautomation versorgt.

Martin Öller im Interview

2008 war von Smart Home noch keine Rede - wie kamen Sie zum Thema Hausautomation und was war bei der Entwicklung des Loxone Smart Home wichtig?

Wenn man aus der IT kommt, hat man ein natürliches Interesse für solche Neuerungen. Bei meinem Hausbau war klar, dass es ein vernetztes Zuhause werden sollte. Die Möglichkeiten waren allerdings begrenzt – damals gab es lediglich Bus-Lösungen. Planung und Konfiguration gestalteten sich teuer und zeitintensiv, dafür war fast ein kleines Studium nötig. Ein großer Unterschied war im Resultat trotzdem nicht spürbar, die erhoffte Automation wichtiger Abläufe blieb aus. So viel Geld ausgeben für wenig Ergebnis – da sahen wir Entwicklungspotenzial. Das System wird bis heute aus dem eigenen Bedarf heraus entwickelt: Alle Ideen, die wir einbringen, stammen zu neunzig Prozent aus unseren Haushalten. Bevor wir Elemente in unser Produkt einfließen lassen, testen wir diese dann auch zunächst selbst aus: Sie müssen ein Bedürfnis erfüllen. Das Loxone-Prinzip ist eben reduziert ausgelegt. Der Ansatz ist nicht, den Wohnraum mit Technik zu überladen, einen Kühlschrank mit Videokamera auszustatten und zuhause immer das iPhone zur Hand zu haben. Es geht im Loxone Smart Home nicht darum, was technisch möglich ist, sondern was das Leben in den eigenen vier Wänden verbessert und einen wahren Mehrwert im Alltag bietet. Die Leute sehnen sich heute nach Vereinfachung.

Wie sieht der typische Loxone-Kunde aus?

Loxone war immer leistbar. Unser Zugang ist seit jeher, eine Lösung zu bieten, die für jeden erschwinglich ist. Natürlich haben wir viele exklusive Projekte – mit Loxone kann man eben viel umsetzen. Es ist zwar ein geschlossenes System, bietet aber zahlreiche Schnittstellen. Andere Leuchten, die Einbindung von externen Geräten wie einem Mähroboter oder von Amazon Alexa – die Musterlösung von Loxone muss nicht dogmatisch eingehalten werden. Für alles gibt es unterschiedliche Varianten, da ist Loxone auf dem Preisniveau ebenso flexibel und erweiterbar wie bei der Software. Dennoch stand in unserem Fokus immer der normale Hausbauer.

Bei Mietobjekten ist es einfacher, in weniger invasive Plug&Play-Einzellösungen zu investieren. Davon grenzen wir uns ab, das ist nicht unser Markt. Wo Loxone wirklich spannend wird, ist beim Neubau, bei der Aufrüstung oder dem Umbau. Unsere Smart Home-Komplettlösung wird von einem unserer Partner geplant und umgesetzt, sodass wenig Aufwand entsteht. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, das Loxone-Zuhause individuell zu konfigurieren.

Mit welchem Budget sollte beim Bau eines Loxone Smart Home gerechnet werden?

Die Faustregel ist 1% des Hauspreises, damit wären grundlegende Bedürfnisse realisiert. Ab 4% wird ein richtiges Smart Home daraus, mit der gewünschten Funktionalität in allen Räumen. Für etwa 7% ist dann alles drin: In jedem Raum Musik, Farblicht, individuelle Einstellungen. Die Kosten für die gesamte Beleuchtung in unserem Showhome in Kollerschlag etwa liegen bei circa 12.000 Euro - das ist ein Schnäppchen. Auf diesem Niveau eine Beleuchtung für einen vergleichbaren Preis zu verbauen ist unmöglich. Und natürlich sind weltweit die Bedürfnisse unterschiedlich, Heizungsregelung etwa braucht man nicht überall. Der Einstieg ist häufig die Beschattung - jeder, der heutzutage ein neues Haus baut, hat eine Beschattungsautomatik in irgendeiner Form. Das Loxone-System ist da nicht teurer in der Anschaffung als andere, gleichzeitig aber vielfältig erweiterbar.

Sie haben mittlerweile sowohl langjährige Erfahrung als auch mit Loxone internationalen Erfolg auf dem Gebiet der Hausautomation. Wie schätzen Sie den Smart Home-Markt ein?

Die Frage ist zunächst, was ein Smart Home ausmacht. Für uns gibt es drei Evolutionsstufen: Smart Home 1.0 war im Grunde nur eine andere Art der Steuerung per Bus-System. Beim Smart Home 2.0 kam die App dazu – das macht die Bedienung mobil, aber erst das Smart Home 3.0 ist ein mitdenkendes Zuhause, das von selbst weiß, was zu tun ist. Ich glaube fest daran, dass in 10 Jahren ein Großteil der neu gebauten Häuser smart ist. Dann wird diese Technik ohne Bedenken akzeptiert und integriert, weil die Menschen langsam erkennen, dass der Nutzen da ist. Aufklärungsarbeit ist also als Hersteller wichtig, das leisten wir bereits durch unser Showhome. Außerdem muss man sich immer wieder fragen: Was braucht der Mensch daheim wirklich?

Wie stehen Sie dem Trend zu digitalen Assistenten und Sprachbedienung im Smart Home gegenüber - passen Produkte wie Amazon Echo zum sicherheitsorientierten Loxone-System?

Ich glaube nicht, dass die Sprachsteuerung im Haus Einzug halten wird. Für mich ist bei solchen Neuerungen die Frage: Ist das aktuell ein Hype, weil es technisch möglich ist oder wird es wirklich dauerhaft benötigt? Es gibt jede Menge smarte Gimmicks, die schnell mal angeschafft, installiert und ausprobiert werden können. DIY-Systeme wie Philips Hue lassen sich mittels IFTTT automatisieren und haben sicher eine gute Usability. Sprachsteuerung und digitale Assistenz in den eigenen vier Wänden ist allerdings ein besonderer Fall. Meine Frau hätte wohl Bedenken, wenn ein Cloudservice immer zuhört.

Loxone ist eher die solide Investitionslösung. Ich baue mir mein Smart Home, das mich 30-40 Jahre im Alltag unterstützen soll - da geht es nicht um Trends. Ein autarkes Haussystem, das selbständig weiß, was zu tun ist und Handgriffe abnimmt, wird hingegen immer Charme haben. Dann ist gleichgültig, ob ein Großteil der Bedienung nun per Hand oder Sprachbefehl geschieht. Das Thema der Zukunft ist meiner Meinung nach also eher Künstliche Intelligenz: An das selbststeuernde Auto glaube ich zum Beispiel fest.

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homeandsmart.de Redaktion Sarah Mall

Expertin für Smart Home-Systeme sowie Home Automation und kritisches Auge der home&smart-Redaktion. Beobachtet die Start-up-Szene rund um das Thema Smart Home und geht in ihren Beiträgen der Frage nach, wie das intelligente Zuhause unser Leben Ressourcen-schonender und umweltfreundlicher gestalten kann. Spezial-Themen: Solartechnologien, Alexa-Skills sowie smarte Klimatechnik.

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